Dieses Jahr sollte es etwas ganz Besonderes sein: vier freie Monate lagen vor uns und über eine kurze Anreise per Autoreisezug und Fähre von Kiel über Italien gelangten wir nach Patras auf der Peloponnes. Und von dort aus laaaangsam nach Hause tingeln, das waren der Plan und die Reiseroute.
Griechenland in der Vorsaison ist für Camping und zur Erkundung auf Schusters Rappen bestens geeignet. Antike Highlights (für mich) wechselten sich mit hundefreundlichen Touren zu Bergklöstern oder kleinen Naturwundern wie die Ochsenbauchbucht ab.
Pura vida bedeutet so viel wie „einfaches Leben“. Die Reise, die Pointerhündin Tris und ihre Adoptantin dieses Mal unternommen haben, dauerte ein paar Monate und führte durch verschiedene Länder. Aber das ist nicht nur ein Reisebericht, sondern auch eine Liebeserklärung an einen Hund aus dem Tierschutz, den eigentlich niemand mehr wollte…
Übernachtet haben die beiden in einem kleinen Wohnmobil und waren ganz nah bei Land und Leuten. Ihre mittlerweile fast 11 Jahre merkt man Tris nicht an und es würde wohl auch niemand darauf kommen, dass Tris positiv auf Leishmaniose getestet wurde. Wir freuen uns, dass wir von diesem ganz besonderen Mensch-Hundepaar diese interessante und berührende Geschichte veröffentlichen dürfen:
Vom Genuss des Reisens – mit Hund
Pointerine Tris, die Anfang 2015 zunächst als Pflegehund in mein Leben trat (und dann blieb…) und ich sind seit vielen Jahren jeden freien Tag campend und wandern unterwegs. Für die Urlaube zieht es uns Nordlichter am liebsten irgendwohin, wo es Berge gibt. Harz, Eifel, Norwegen, kroatisches Hinterland und immer wieder in die Alpen. Ich kann die Kilo- und Höhenmeter nicht mehr zählen, die wir zusammen als bestens eingespieltes Team die Natur entdecken.
Von Griechenland aus war unsere Himmelsrichtung für die nächsten Wochen grob Nordwest. In Albanien erwischten uns die Ausläufer eines längeren Unwetters, so dass wir auf die Bergregio verzichtet haben und überwiegend am Ohridsee an der Grenze zu Nordmazedonien und in den Blütenmeeren des Skutarisees am Mittelmeer unterwegs waren.
Und ein absolutes Muss: ein erfrischendes Bad im Mittelmeer.
Tris ist eher pointeruntypisch eine extreme Badenixe. Sobald die Lufttemperatur im annähernd zweistelligen Bereich liegt und sie Wasser wittert, gibt es kein Halten mehr. See, Pfütze, Meer – egal.
So mancher Hundepullover musste schon mit ihr ein Bad in der Ostsee nehmen, wenn sie nicht gemerkt hat, dass die Badesaison eigentlich längst zu Ende ist.
Also ging es recht zügig weiter es ins kleine, feine Montenegro, wo wir zunächst die Nationalparks erkundet und dann das mittelalterliche Flair der Stadt Kotor genossen (viele Katzen, toll…) haben,
um anschließend zu Jagdnasens Freude wieder hundegerechtere Ausflüge in das karstige Bergland des Supra zu unternehmen.
Kaum zu glauben, aber Tris hat darin sogar ihr eigenes kleines gemütliches Reich, die so genannt Muchelhöhle.
Sie schläft direkt unter mir, was angesichts ihrer ausgeprägten Schnarchgewohnheit und des holziges Resonanzkörpers durchaus überdenkenswert ist…
Knapp davor, aber bisher musste noch keine von uns draußen schlafen.
Albanien und Montenegro gehören im Gegensatz zu den anderen Reiseländern meiner Tour nicht zur EU. Dort einzureisen mit Hund ist unproblematisch, bei der Wiedereinreise in die EU gilt es jedoch einiges zu beachten. Wir waren bestens vorbereitet und hatten alle notwendigen Papiere dabei.
Wir reisen übrigens ganz schlicht, unser Wohnzimmer ist die unendlich große Natur, wir leben überwiegend draußen. Unser bewährtes, zuverlässiges und aufgrund der Größe unaufälliges Reisemobil ist ein Berlingo, der selbst für vier Monate -zumindest uns- alles bietet, was Mensch und Hund unterwegs brauchen.
Als nächstes ging es durch ganz Kroatien, dort wurde es langsam richtig warm, so dass wir immer zwischen spannendem, einsamem Hinterland und erfrischender Küste wechselnd weitergezogen sind.
Man findet mit aufmerksamem Auge noch viele schöne, ruhige Plätze und allein wegen des Essens lohnt eine Reise in das Küsten- und Inselland.
Wovon jede*r Pointerbesitzer*in vermutlich ein Lied singen kann: das stundenlange Verharren des geliebten Felltiers bei interessanten Objekten. Schildkröten sind uns von Griechenland bis Kroatien immer wieder begegnet und im Umkreis von 100 Metern unseres Weges hat Tris sie zuverlässig ALLE entdeckt. Die raschelnd so herrlich ungezwungen!
Schließlich zog es meine Nummer 1 und mich…
Immerhin wusste Tris die willkommene Abkühlung während der Wanderung zu würdigen und sank mit einem wohligen Seufzer in das 8 Grad kalte Nass.
…nach Slowenien und dort unter anderem an die smaragdgrün leuchtende Soça. Und angesichts eines solch wunderbaren Fleckens Erde frage ich mich, ob ein Hund eigentlich ermessen kann, was ihm da alles geboten wird?
Im slowenischen Triglav Gebirge haben wir auf großer Höhe dann auch noch den letzten Schnee mitgenommen. Den lieben wir auf unseren Bergtouren immer besonders.
Last but not least ging es für uns noch in die geliebten österreichischen Alpen. Im Gegensatz zu sonst ging es jedoch dieses Mal nicht nur um die Gipfelstürme,
…sondern auch um diese Gesellen.
Tris und ich waren für das Wohlergehen von 170 Schafen und 60 Rindern auf einer abgelegenen Alm auf 2.000 bis 2.800 Metern Höhe zuständig. Jeder Tag für Tris ein Paradies inmitten von Murmeltieren und für mich ein herrliches Erlebnis und eine Selbsterfahrung der besonderen Art.
Tris hat ihrem Beinamen „Rakete“ wieder alle Ehre gemacht. Dank einer Absprache mit dem Jagdpächter durfte Tris auf der Alm komplett offline laufen, da sie dank jahrelangem Training gut abrufbar ist. Und die Murmeltiere haben sich eh einen Spaß daraus gemacht, an immer wieder neuen Punkten ihren Pfiff ertönen zu lassen.
Mit der Almzeit ging auch unsere Auszeit zu Ende, eine tolle Reise, ein Abenteuer mit vielen neuen -und ausschließlich netten- Hunde- und Menschenbegegnungen und wunderbaren Erinnerungen.
Mein Tourenbuddy wird demnächst 11 Jahre alt, ist trotz ihrer Vorerkrankungen (Leishmaniose, Femurkopfresektion) noch sehr fit, immer motiviert zum Losziehen und wird sicher noch einige spannende Reisen mit mir zusammen unternehmen.
Neue Pläne für das nächste Jahr gibt es schon…
Und aus meinem Jagdhund wurde im Laufe der Almwochen sogar ein kleines Bisschen Hütehund. Nur mit ihrer Hilfe habe ich ein verlorenes Schaf mit zwei Lämmern in einem unübersichtlichen, nebligen Gebiet wiederentdeckt. Sie verharrte und wollte partout nicht weiter als ich sie rief. Anfangs waren ihr die vielen Wollknäuel etwas unheimlich (und umgekehrt), am Ende waren sie best friends.
Beste Grüße von den bergbegeisterten und reiseverrückten Küstendeerns
…
die mit diesem kleinen Auszug ihres großen Reiseabenteuers vielleicht andere Menschen motivieren können, einem Tierschutzhund eine Chance auf ein schönes Leben zu geben.